Laufstall für Allergiker und Pferde mit Atemwegserkrankungen

NEU: AB FRÜHJAHR 2024 BIETEN WIR EINE WEITERE ALLERGIKERGRUPPE AM ECKHOF I AN. WIR FREUEN UNS SEHR, DASS WIR ES NUN WEITEREN PFERDEN ERMÖGLICHEN KÖNNEN, EIN BESCHWERDEFREIES LEBEN IM HERDENVERBAND ZU FÜHREN.

Durch unsere hofeigene Bedampfungsanlage haben wir die Möglichkeit ihrem Pferd qualitativ sehr hochwertiges Heu anzubieten, das nachweislich sowohl im Staub- als auch im Schimmelpilzgehalt deutlich reduziert wurde.

 

Durch die Reduzierung dieser Allergene und der mechanischen Reizung auf den Atmungsapparat zeigen die Pferde in der Regel bereits nach kürzester Zeit Besserung in ihrem Allgemeinbefinden.

 

 

In unseren Allergiker-Laufstallgruppen bieten wir ihrem Pferd optimale Haltungsbedingungen.

 

Trotz der Erkrankung, die doch recht spezielle Bedürfnisse und somit sehr hohe Anforderungen mit sich bringt, hat ihr Pferd die Möglichkeit sein Leben mit Artgenossen im Herdenverband zu verbringen und somit sein Bedürfnis nach Sozialkontakten und freier Bewegung zu befriedigen.

 

 

Unser Allergiker-Laufstall am Eckhof II bietet Platz für zwei Gruppen. Eine Gruppe bekommt bedampftes Heu ad libitum, für die leichtfuttrigen Allergiker rationieren wir bedampftes Heu über eine Zeitsteuerung in der Diät-Allergikergruppe. Ab Frühjahr 2024 gibt es eine weitere ad-libitum-Allergikergruppe am Eckhof I. 

 

Fellpflege unter Artgenossen - ein Urbedürfnis des Herdentieres Pferd. Ebenso das gemeinsame Ruhen in der Gruppe. Auch ein Allergiker sollte sein Leben trotz Erkrankung so verbringen dürfen.

 

Natürlich besteht auch die Möglichkeit der Heubedampfung für unsere Boxenpferde, falls ihr Pferd aus anderen Gründen nicht in einer Gruppe gehalten werden kann. 

 

 

Das Konzept der Heubedampfung für große Heuballen wurde in einem extrem aufwendigen Prozess eigens von uns mit Hilfe unserer Einsteller sowie zweier Ingenieure in enger Zusammenarbeit mit der Universität Göttingen entwickelt.

 

Um optimale Ergebnisse zu erzielen, wurde das Heu mehrmals sowohl vor als auch nach der Bedampfung beprobt.

 

 

 


Die Geschichte von Dusty, einer Stute aus unserer Allergikergruppe                 - eine Einstellerin erzählt:

„Im Sommer 2011 wurde bei meinem damals 4-jährigen Pony Dusty die Diagnose COB (ausgelöst durch einen Impfschaden) gestellt. Nach einer Tierarzt- und Tierheilpraktiker Odyssee zog im Herbst 2012 der „Flexineb-Inhalator“ bei uns ein. Lange Zeit war mein Wunsch nach artgerechter Pferdehaltung größer als die Angst vor ihrer Husterei und so stand sie weiterhin bei Trockenheu in ihrer Herde. Im Winter 2013/2014 verschlechterte sich ihr Zustand derart, dass sie zur Lungenspülung in die Tierklinik musste. Insgesamt 4 Lungenspülungen mussten bei ihr durchgeführt werden. Nach dem Klinikaufenthalt musste ich aufgrund ihres Gesundheitszustandes die Haltung drastisch verändern. Sie zog von ihrer Herde in eine Paddockbox mit Boxenmatten und von mir selbst gewässertem Heu. Der Husten verbesserte sich schlagartig, allerdings merkte man das fehlende Herdenleben ihrem Verhalten deutlich an. Im Herbst 2014 kam Dusty zur Kur an die Nordsee. Bei ihrer Heimkehr sollte sie – so viel war sicher – nur noch in Herdenhaltung kommen. Zusätzlich war durch einen längeren gesundheitlichen Ausfall meinerseits eine weitere Selbstversorgung nicht mehr möglich.

Ich habe viele Ställe angesehen und habe mich letztendlich im April 2014 für den Eckhof entschieden. In der Allergiker-Laufstallgruppe wird artgerechte Gruppenhaltung mit allergikergerechtem Futter (bedampftes Heu) und Einstreu (Sägespäne) verbunden. Ich bin froh, dass sie das bedampfte Heu so gut verträgt und sich in ihrer Herde wohl fühlt. Auch für mich ist es wichtig mein Pferd so gut versorgt zu wissen. Vor allem in Vollpension!“

Dusty genießt zusammen mit den anderen Allergikerpferden das Leben am Eckhof in vollen Zügen!


Der folgende Text über Atemwegserkrankungen beim Pferd wurde uns freundlicherweise von Andrea Oberhauser, Tierphysiotherapeutin, zur Verfügung gestellt (mehr Infos unter www.vet-therapy.de)

Atemwegserkrankungen beim Pferd

Pferde mit Atemwegserkrankungen (COB, COPD, RAO) leiden an unterschiedlichen Symptomen, wie zum Beispiel Husten, verringerte Leistungsfähigkeit, Bauchatmung, Kurzatmigkeit. So vielfältig die Symptome sind, so individuell sind auch die Auslöser. 

 

Verallgemeinert handelt es sich um einen Reizzustand der Lunge, der durch folgende Faktoren verursacht wird:

- Infektiös z.B. Bakterien, Viren, Parasiten

- Umwelt z.B. Schimmelpilze, Pollen, Milben, Staub

- Chemisch-physikalisch z.B. Schadgase, Staubpartikel

 

Leider verbreiten sich Atemwegserkrankungen bei Pferden immer weiter. 

Nach einer Studie in Berlin wurden 36 Schlacht- und Sektionspferde untersucht, davon litten 42% an COB, 22% hatten Veränderungen an den Bronchien, 6% hatten eine Lungenentzündung, 28% waren Lungengesund.

 

Es wurden 266 Besitzer von betroffenen Pferden befragt (Studie Berlin).

- Durchschnitts-Alter zum Beginn der Erkrankung 10,10 Jahre

- 52% reagieren auf Heu

- 70% zeigten die Symptome länger als 8 Wochen

 

Um die betroffenen Pferde bestmöglich zu unterstützen ist es deshalb nötig, die Auslöser zu beseitigen. Eine Optimierung der Haltungsbedingungen und eine Reduzierung der Staubbelastung ist für die betroffenen Pferde daher eine unerlässliche Maßnahme.

 

Einstreu:

 

Die Staubbelastung durch Weizenstroh ist z.B. sehr hoch, durch Pellets wird die Belastung um das 4-5-fache geringer. Sägemehl z.B. hat eine sehr hohe Feinstaubbelastung. Für Pferde mit COB werden Sägespäne oder Strohpellets empfohlen. Versuche mit diversen Alternativen gibt es auch bereits, z.B. Waldboden etc.

 

Heu:

 

Für unsere chronisch kranken Pferde gibt es am Eckhof zudem die Möglichkeit bedampftes Heu zu füttern. Es wurde eine kleine Studie mit dem bedampften Heu durchgeführt und die Ergebnisse im Rahmen der Netzwerktagung Pferdewissen 2016 einen breiten Fachpublikum vorgestellt:

 

Ergebnisse einer kleinen Studie „bedampfen von Quaderballen“:

 

- 3 Heugroßballen, 6 Probebohrungen vorher und nachher

- Bedampfen 4 Stunden bei mehr als 100 Grad

- Verringerung der Partikel (in der Größe < 10 µm (Mikrometer) und < 2,5 µm) um mehr als 80%. 

Warum bedampfen und nicht wässern?

 

Im Jahr 2014 wurde eine britische Studie zu dem Thema „Auswirkungen von verschiedenen Heubewässerungs- und Bedampfungstechniken im Hinblick auf die mikrobiale Konzentration“ durchgeführt :

 

  • Das Wässern von Heu mit Giesskanne oder Schlauch hat keine Wirkung in Bezug auf Bakterien, Pilzsporen oder den Gehalt an Kohlenhydraten. Mit Heu bewässern ist immer das stundenlange Einweichen (9 bis 16 Stunden) von Heu gemeint.
  • Die Bakterienkonzentration steigt durch Einweichen teils über den Maximalwert. Vor allem die Belastung durch Lipopolysaccharide, was eine potenziell unerwünscht starke Immunantwort bei Pferden hervorrufen kann. Wikipedia: Lipopolysaccharide (LPS) sind relativ thermostabile (wärmeunempfindliche) Verbindungen aus fettähnlichen (Lipo-) Bestandteilen und Zucker-Bestandteilen (Polysacchariden). Sie sind in der Äußeren Membran gramnegativer Bakterien enthalten. Sie wirken als Antigene und dienen der serologischen Charakterisierung und Identifizierung der Bakterien. Beim Zerfall der Bakterien werden Teile davon frei und wirken toxisch. Diese Teile werden als Endotoxine bezeichnet und von intakten Bakterien nicht abgegeben.
  • Das Bedampfen des Heus hingegen führte zu einer Reduktion von mikrobiologischen Verunreinigungen (Bakterien) von 93% bis 99%. 

Weitere Möglichkeiten zur Unterstützung von Pferden mit COB:

 

Akupunktur:

 

Dr. Reitz hat in ihrer Dissertation 60 Pferde im Alter von 3-23 Jahre verglichen. Eine Gruppe wurde medikamentös behandelt und eine Gruppe akupunktiert. Im Rahmen der Studie hat sie gute Ergebnisse mit Akupunktur vorweisen können.

 

Inhalation:

 

Es gibt zwischenzeitlich eine Vielzahl an Inhalatoren für Pferde auf dem Markt (Standgeräte, mobile, akkubetriebenen Geräte).

 

Wichtig ist die Verneblerleistung zu vergleichen. Nicht bei jedem Inhalator gelangt die zerstäubte Flüssigkeit auch wirklich in die unteren Atemwege. Am besten funktionieren Ultraschallinhalatoren.

 

Grundsätzlich ist es möglich von NaCl, über Schleimlöser und Cortison alle möglichen Flüssigkeiten zu inhalieren. Aber Achtung! Nicht jeder Inhalator kann jedes Medikament zerstäuben.

 

Durch die regelmäßige Inhalation werden die Symptome deutlich reduziert. 

 

Sole:

 

In der Medizin werden Kochsalz-Lösungen mit einem Salzgehalt von 1,5 bis 6 % als Sole bezeichnet. Das Salz wirkt anders als bei den Inhalatoren auf den gesamten Körper.

 

Luft und Bewegung:

 

Ein gut belüfteter Stall und ausreichend Bewegung, damit der angesammelte Schleim abgehustet werden kann!

 

 

Quellen: 

https://ediss.uni-goettingen.de/bitstream/handle/11858/00-1735-0000-0006-AB1D-D/garlipp.pdf?sequence=1

https://www.ipvch-blog.ch/2016/03/10/heufütterung-bei-heustauballergie

https://ediss.uni-goettingen.de/bitstream/handle/11858/00-1735-0000-0006-B039-A/fleming.pdf?sequence=1

http://www.diss.fu-berlin.de/diss/receive/FUDISS_thesis_000000095828

http://www.diss.fu-berlin.de/diss/receive/FUDISS_thesis_000000007337

http://geb.uni-giessen.de/geb/volltexte/2006/2983/pdf/ReitzAstrid-2006-06-07.pdf

www.omt-engineering.com